newton media

Krieg der Schwarzenberger

30.5.2011  Tyden /DieWoche/  18  Causa

Vladimir Sevela

Die Nazis haben gestohlen, Tschechien gibt nicht zurück

 

Es ist das reichste Adelsgeschlecht in Tschechien und eines der vermögendsten in Mitteleuropa. In Österreich versucht den Haupterben des Gechlechtes Karl Schwarzenberg die Adoptionsschwester um einen Teil des Vermögens zu bringen. In Böhmen hat Elisabeth Pezold im Gegensatz zu ihrem Bruder nichts gewonnen. Zum ersten Mal nach zwanzig Jahren zeichnet sich für sie jetzt jedoch eine Chance ab...

 

Auf einem altertümlichen blauen Sessel liegt eine nachlässig gefaltete Decke, als ob hier noch vor einer Weile jemand ausruhte. „Es sieht so aus, als ob Adolph Schwarzenberg gerade aufstehen würde, nicht wahr?“, fragt in einem der Gemächer des Schlosses Hluboka die Schlossführerin Iveta Balounova. Auf dem Tisch steht ein prächtiger Porzellan Service, den Eindruck verdirbt ein wenig die Tatsache, dass wegen der Sicherung vor Dieben die einzelnen Stücke durch eine feste Schnur verbunden sind.

Den Touristen wird in diesem Teil der Exposition gezeigt, wie der Inhaber des heute am heufigsten besuchten Denkmales in Tschechien die letzten Monate vor seinem Abgang aus der Tschechoslowakei gelebt hat. Es ist zu Beginn des zweiten Weltkrieges geschehen, bei der Flucht vor den Nazis. Fürst Adolph ist dann nach Tschechien nie wieder zurückgekehrt, sein Vermögen hier wurde konfisziert, zunächst von den Nazis, nach dem Jahr 1945 vom tschechoslowakischen Staat. „Auch die Decke ist original. Es wurden hier alle Möbelstücke und Gemälde erhalten, die nach den zeitgemäßen Fotografien verteilt sind, es wurde nichts gestohlen“, behauptet Balounova, die vor einer Weile am Klavier aus dem 19. Jahrhundert einer erstaunten Gruppen von Japanern das Lied Wind of Change von der Musikgruppe Scorpions präludiert hat.

 

Wem werden die Palais gehören ?

 

Einen neuen Wind, der eine mögliche Änderung im jahrelang andauernden Restitutionsstreit von Elisabet Pezold bedeuten könnte, die einen Erbanspruch auf die Schlösser Hluboka, Cesky Krumlov, Trebon oder Jindrichuv Hradec stellt, haben die Entscheidungen des Obersten Verwaltungsgerichtes Brünn vom Februar und März gebracht. Die dortigen Männer im Talar haben die vorherigen abweisenden Urteile des Stadtgerichte aufgehoben, die den Anspruch der in diesem Jahr vierundsechzig Jahre alten Frau Pezold auf das frühere schwarzenberg´sche Vermögen die ganzen zwanzig Jahre lang wiedeholt nicht anerkannt haben. Jetzt müssen sich damit die Gerichte wirklich befassen.

„Es ist ein Durchbruch“, glaubt der Prager Rechtsanwalt der Prinzessin zu Schwarzenberg, verehelicht Pezold, Viktor Rossmann. Und er erinnert auch an den Ausspruch des Prager Bodenamtes vom Oktober, welches abgelehnt hat die abweisenden Entscheidungen der Bodenämter in anderen Bezirken zu wiederholen und hat somit einen Weg zum Erwerb der Schwarzenberg- und Salm-Palais auf Hradschin ein wenig geöffnet.

Lex Schwarzenberg ist ein paradoxes Gesetz aus dem Jahr 1947. Es wurde direkt nach Maß dem uralten Adelsgeschlecht der Schwarzenberger in Hluboka gemacht, damit der Staat sein umfangreiches Vermögen konfiszieren könnte. Das Gesetz gilt bis heute, obwohl es eben wegen seines Charakters nicht allgemein gültig ist, sondern es wird von ihm nur eine ausgewählte Gruppe von Menschen erfasst – es widerspricht der europäischen sowie der tschechischen Legislative.

Was Karl Schwarzenberg, den Nachkommen der wenig vermögenden Linie in Orlik und heute den tschechischen Außenminister betrifft, sitzt er nach der Meinung von Frau Pezold bei ihrer Bemühung um die Wiedergutmachung der Unrechte wie ein Frosch über der Quelle. Er leht es nämlich ab darum zu kämpfen, was ihm im Testament sein Vorfahr aufgelegt hat:  um die Rückstellung des ganzen schwarzenberg´schen Vermögens in die Hände des Geschlechtes zu sorgen, welches nach Böhmen im 17. Jahrhundert gekommen ist und im Wappen den abgehackten Türkenkopf hat, dem ein Rabe ein Auge auspickt. Die beiden Aristokraten prozessieren einander von Anfang des Millenniums.

 

Ein Märchenprinz

 

Als Karl Schwarzenberg etwa über zwanzig Jahre alt war, hat er sich fast jeden Tag im Palais Schwarzenberg in Wien aufgehalten, wo die zehn Jahre jüngere Elisabeth damals mit ihren Eltern gewohnt hat. Ihr Vater Heinrich, Repräsentant der Linie der Schwarzenberger in Hluboka, hat nämlich Karl, den Nachkommen der Linie in Orlik, im Jahr 1960 adoptiert, weil er nur eine Tochter gehabt hat und nach der Tradition des Geschlechtes sollte zum Erben ein Mann werden (zu den Familienbindungen siehe Tabelle S. 23).

Die österreichische Presse hat damals geschrieben, dass ein Nachkomme der verarmten Adeligen aus Böhmen über die Nacht zum „Märschenprinz“ wurde, welcher Vielmillionenhabe beherrscht hat. Es sollten sich überdies nach 150 Jahren Zerspaltung zwei Linien der Schwarzenberger vereinigen: die in Orlik, die nach dem Krieg in der Tschechoslowakei um alles kam und die ebenso betroffene Linie der Schwarzenberger in Hluboka, die aber das erwähnte prachtvolle Palais in Wien und weiteres umfangreiches Vermögen in ganz Österreich und auch in Deutschland besessen hat.

 

Der Pate Fürst

 

Auf dem Hof des Schlosses Hluboka hört man heute vor allem das Russische. Die Russen haben ¾ aus der Gesamtzahl von 235.000 Besuchern für das vorige Jahr gebildet. Während einer kleinen Umfrage unter den inländischen Touristen zeigt sich, dass die meisten von ihnen nichts gegen die Rückgabe des Schlosses Hluboka an die ursprünglichen Eigentümer hätten , ähnlich wie es z.B. bei Orlik geschehen ist,. „Den Schlössern, die zurückgegeben wurde, hat es nicht geschadet, also warum nicht“, sagt z.B. Renata Zachova aus Prag, Beamtin von Beruf.

„Seit 1968 habe ich zwanzig Jahre lang den Schlossführer in Orlik gemacht, und als ich dort vor einiger Zeit war, habe ich gesehen, dass sich die Ausstattung der Führungstrassen nicht geändert hat. Und den ursprünglichen Schlossverwalter haben sie auch nach der Restitution belassen“, bemerkt versönlich der heutige Schlossverwalter von Hluboka Miroslav Pavlicek damit, dass er eine klare Ansicht bezüglich der eventuellen Restitution als Staatsangestelter für sich behalten muss.

Die Meinungen sind aber unterschiedlich. „Ich würde nichts zurückgeben. Die Schwarzenberger in Hluboka haben doch während des Krieges mit Deutschen zusammengearbeitet“, plappert die von den Kommunisten jahrzehntelang propagierte These Frantisek Skala nach, Pförtner des Fünfsternenhotels  RRC unterhalb des Schlosses. Wenn man in Südböhmen „Fürst von Hluboka“ sagt, taucht den meisten Ortseinwohnern heute nicht Adolph (Schwarzenberg) im Geiste auf, sondern der einflussreiche Unternehmer Pavel Dlouhy, der auch als einer der ODS-„Paten“ gekennzeichnet wird. „Herr Dlouhy hat in zwanzig Jahren Vermögen angesammelt, welches unsere Familie 300 Jahre gebaut hat“, hat vor kurzer Zeit in einem seiner Bonmote Karl (Schwarzenberg) bemerkt.

  1. Dlouhy, welcher auch Vicebürgermeister des Städchens Hluboka nad Vltavou ist, „amtiert“ regelmäßig im Restaurant U Huberta, das sich an einem der Schlossparkplätze befindet. An seinem Tisch wechseln Menschen ab, denen er ca. halbstündige Audienzen gewährt. Es geht z.B. um Interessenten für die unternehmerische Tätigkeit in der Gemeinde. Einige verbeugen sich fast vor ihm als vor einem wirklichen Adeligen, es herrscht hier eine nie gesehene Stimmung. „Mir ist es egal, on Hluboka Frau Pezold oder Pepa Voprsalek besitzen wird. Aber entscheidend sind die Gesetze. Lex (Sdchwarzenberg) ist für mich dasselbe wie Benes Dekrete“, erklärt Dlouhy, nach der Meinung der Ortseinwohner der wirkliche Herrscher von Hluboka, während einer kurzen Audienz, die er den Reportern von TYDEN erteilt hat.

 

Gewissensfrage

 

  1. Karl Schwarzenberg war im Jahr 1947 zehn Jahre alt. „In der Zeit habe ich schon Zeitungen gelesen und ich erinnere mich an Schlagzeilen wie etwa Der Kampf um vier Milliarden“, sagt der Außenminister in seinem Abgeordnetenbüro und stopft die Pfeife. Auf diese damals astronomische Summe hat der Staat das Vermögen des Fürsten Adolph aus Hluboka geschätzt, der neben Bata der reichste Mensch im Land war. Weil Adolph (Schwarzenberg) in den 30er Jahren für den Bau der Bunker im Grenzgebiet beisteuerte, im Jahr 1939 nach Italien und später in die USA emigriert ist und sein Erbe Heinrich, Vater von Elisabeth, nach der nazistischen Konfiskation von Hluboka sogar im Konzentrationslager Buchenwald war, konnten diejenigen, die in der Nachkriegszeit die Nationalisierung durchgeführt haben, diese Familie kaum als Kollaborateure kennzeichnen und Benes Dekrete auf sie geltend machen. Deshalb wurde 1947 ein spezielles Gesetz, also lex verabschiedet, welches raritätsmäßig nur für einen Menschen, für Fürsten Adolph „geflochten“ wurde. “Das, wie sich die Tschechen ihm gegenüber verhalten haben, hat ihm das Herz gebrochen, weil er Antinazist und Tscheche war und drei Jahre später ist er gestorben“, erzählt der heutige Erbe von Adolph Karl.

Zum Haupt des Geschlechtes wurde nach dem Tod von Adolph Heinrich, der im Jahr 1965 verstorben ist, fünf Jahre nach der Adoption des Karl Schwarzenberg. Im Heinrich´s Testament ist unter anderem gestanden, dass sobald es möglich sein wird, soll sich Karl für die Rückstellung des Frauenberger Vermögens einsetzen. Als der passende Augenblick am Anfang der 90er Jahre gekommen ist, wurde (Schwarzenberg) gerade zum Kanzler des Präsidenten Havel. Und er hat nur die Restitution des Vermögens seines leiblichen Vaters Karl beantragt, d.h. die Restitution der Schlösser Orlik, Cimelice und weiterer mit jeweiligen Wäldern und Feldern. Er hat kein Interesse an dem viel größeren Brocken der Herrschaft seines Adoptivvaters Heinrich geäußert.

„Er hat mir geschrieben, dass er es aus Gewissensgründen nicht tun kann. Warum hat ihn das Gewissen daran gehindert, habe ich nicht mehr erfahren“, sagt im Telefongespräch Elisabeth Pezold. Die Mutter von sieben Kindern, die neben der österreichischen auch die tschechische Staatsbürgerschaft angenommen hat, hat mit TYDEN aus Wien gesprochen, von dort ist sie auf ihre Farm in Zimbabwe geflogen.

Vor zwanzig Jahren hat sie also allein angefangen Prozesse zu führen und nach Jahrzehnten von Misserfolgen hat sie auch Karl selbst vors Gericht belangt. Ihrer Auffassung nach hat er durch die Verletzung des Testaments seines Adoptivvaters das Recht auf das Vermögen verloren, welches er von ihm in Österreich geerbt hat, z.B. das erwähnte Palais Schwarzenberg, ein Schloss in Bayern oder 20.000 ha Wald.

Warum hat sich also der heutige Außenminister vor zwanzig Jahren mit Orlik begnügt und ist seiner Verwandten nicht entgegengekommen und hat Hluboka oder das Schloss Cesky Krumlov dem Staat preisgegeben? „Sie dürfen nicht vergessen, dass es nicht nur um meine Verwandten gehen würde: der Erbe des gesamten Vermögens bin von ¾ ich, so dass es so aussehen würde, dass ich habsüchtig bin. Aber es hätte vor allem kein Ergebnis“, verweist (Schwarzenberg) auf das immer noch geltende Gesetz, das seinen Namen trägt.

 

Gross ermittelt

 

Eines ist klar: ein Aristokrat, der mit dem Staat um die lukrativsten Liegenschaften im Land prozessiert, wäre heute kein Außenminister oder Parteiobmann bei einer Partei, die bei der letzten Wahl erfolgreich punktete. „Mit seinen Beziehungen hätte er sich für eine Änderung des unmoralischen Gesetzes einsetzen können. Aber er war sich sicherlich der Sache bewusst, dass es ihm schaden würde“, nimmt der frühere Rechtsvertreter von Frau Pezold Milan Hulik an. „Die Tschechen würden dem Fürsten solche Bemühungen sicherlich vorwerfen“, ist Ema Majerova aus dem Historischen Verband (Schwarzenberg) überezeugt, welcher Interessenten für die Fürstengeschichte vereinigt. Frau Majer erinnert an das Motto ihres Vaters, früher Angestellten der Herrschaft Orlik: „Halte dich an der schwarzenberg´schen Stute fest, die wird nie fallen.“

(Schwarzenberg) hat mit der hohen Politik bereits vor 1989 in Österreich kokettiert, er hat sich in der Politik aber nie durchgesetzt, dann hat er sich auf die Unterstützung der tschechischen Disidenten konzentriert. Hat also der Herr von Orlik nach 1989 die persönlichen politischen Pläne, die auf der Seite von Vaclav Havel in seiner ursprünglichen Heimat mehr real wurden, dem Geschlechtsvermögen vorgezogen? „Ich habe nie große Lebenspläne gehabt, für mich hat sich das Leben immer überraschend entwickelt“, erklärt er heute.

Für „geschmacklos“ – und zwar insbesondere seitens der Familie Pezold – bezeichnet den erwähnten Gerichtsprozess die österreichische Journalistin Barbara Toth, die Autorin der Biographie des Politikers aus dem Jahr 2005 ist. Nach ihrer Ansicht ist nämlich dieser Erbstreit „nicht schwarzenbergisch“. Kann man sich aber über die Einstellung von Elisabeth, geborene Prinzessin von Schwarzenberg, wundern?

Während Karl von seinem leiblichen Vater aus der Linie in Orlik in Tschechien geerbet hat, ist sie leer ausgegangen. Und während der Fürst von Orlik hier bewundert und als ein weiser Aristokrat gekennzeichnet wurde, wurde sie hier ab und zu als unersättliche Fremde geschildert und das Polizeiteam „Majetek“ /Vermögen/ hat über sie im Auftrag des damaligen Ministerpräsidenten Stanislav Gross geheim persönliche Informationen gesammelt und diese an Institutionen weitergegeben, die über ihre Causa entschieden haben.

 

Kampf um Särge

 

Die aus Wien Gebürtige hat sich jedoch nicht entmutigen lassen und mit Hilfe ihres Gatten, des Rechtsanwaltes Rüdiger Pezold, Nachkommen eines Adelsgeschlechtes aus Estland, hat bei allen Gerichten geduldig Berufung eingelegt. „Die vielen Zurückweisungen in meinem Restitutionsverfahren belasten mich nicht so viel, weil sie nicht für immer haltbar sind“, glaubt Frau Pezold.

  1. In österreichischer Presse hat sie sogar Annoncen drucken lassen, die zum Boykott über Geschäftsaktivitäten von Karl Schwarzenberg aufgefordert haben. Vielleicht auch deswegen ist ihrem Adoptivbruder nicht gelungen sein österreichisches Schloss Murau zu verkaufen und es wurden auch die Sanierungsarbeiten auf dem Schloss in Scheinfeld in Bayern ernst bedroht.

Vor zwei Jahren hat Elisabeth Pezold ihren ersten Erfolg, obwohl nur Teilerfolg in Streiten um die Liegenschaften erlebt. Das tschechische Verfassungsgericht hat erklärt, dass die imposante Schwarzenberg´sche Gruft bei Trebon nicht unter das Restitutionsverfahren fällt, und es hat somit den fürstlichen Nachkommen einen Weg zu ihrer Gewinnung geöffnet. Aber gleich nach Frau Pezold hat sich um die Gruft auch der Außenminister gemeldet. „Es ist spaßig von ihm, es liegen dort meine Vorfahren“ kommentiert es Elisabeth. „Ich bin dorthin in den 80er Jahren gefahren um die Särge zu reparieren“, kontert Karel.

Was würde zu diesem Streit z.B. die in einem Sarg beigesetzte Fürstin Eleonora sagen, die die Gruft in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts bauen ließ? Und heuer sind die bereits erwähnten günstigen Urteile des Obersten Verwaltungsgerichtes gekommen.

 

Wenn die Zeit reif wird

 

„Lex (Schwarzenebrg) ist ein Unrecht, das ist klar wie dicke Tinte“ sagt Karl (Schwarzenberg). „ In Tschechien ist es dennoch unanfechtbar“. Auch nach seiner Meinung kann aber „die Zeit reif werden“ und die Situation kann sich einmal ändern. Der Außenminister erinnert daran, dass die großen Gemäldesammlungen der Familie Rothschild  in Österreich ihren Nachkommen erst vor ca. zehn Jahren zurückgegeben wurden. „In den 50er Jahren hat niemand Lust dazu gehabt“, es war ähnlich wie jetzt bei uns. Ich sage, dass Tschechen und Österreicher die gleiche Nation in zwei Sprachen sind.“ Nicht nur Historiker freuen sich sicherlich auf den Ausgang eines weiteren Rätsels: werden die Nachkommen aus Orlik und die aus Hluboka einmal einander in die Arme sinken, oder wird ihre Spaltung wegen des Vermögenstreites die tiefste während der 900-jährigen Geschichte des Geschlechtes Schwarzenberg bleiben?

 

Wann kommt das letzte Gericht? (Im Tschechischen bedeutet das letzte Gericht auch das Jüngste Gericht – Anm. der Übersetzerin)

 

Elisabeth Pezold hat zu Beginn der 90er Jahre begonnen um das Geschlechtsvermögen zu prozessieren. Die Gerichte haben jedoch die Restitution wiederholt zurückgewiesen. Hluboka und weitere Liegenschaften haben zunächst die Nazis beschlagnahmt, im Jahr 1947 hat es dann mit Hilfe des Gesetzes Lex (Schwarzenberg) der tschechoslowakische Staat konfisziert. Die Richter haben darauf hingewiesen, dass unter die Restitutionen das im Jahr 1948 und später konfiszierte Vermögen fällt. Auch das Verfassungsgericht hat es abgelehnt sich mit ihrer Beschwerde über mögliche Verfassungswidrigkeit des erwähnten Gesetzes zu befassen. Im Jahr 2009 hat es aber anerkannt, dass die Gruft bei Trebon von der Restitution nicht erfasst ist und sie dem Nachlass nach Adolph Schwarzenberg angehört, zu welchem sich Frau Pezold bekennt. Karl (Schwarzenebrg) hat sich aber unmittelbar darauf erbserklärt und die Gerichte müssen jetzt entscheiden, war das Recht auf die Gruft hat. Der heutige Außenminister wurde im Jahr 1960 gemäß dem Testament des Vaters der Frau Pezold, welcher auch sein Adoptivvater war, zum Haupterben des Gechlechtsvermögens. Nach der Auffassung von Frau Pezold hat aber der Fürst von Orlik auf dieses Vermögen das Recht verloren, weil er sich nach dem Jahr 1989 nach dem Testament nicht gerichtet und hat vom Staat keine Rückstellung des Vermögens der Schwarzenberger-Hluboka gefordert. Die Pezolds werfen dem Fürsten auch vor, dass während er vor tschechischen Gerichten erklärt, dass die Adoption durch Vater von Elisabeth gültig sei (sonst würde er sich von Ansprüchen auf die Gruft und in Zukunft eventuell auch auf weiteres Vermögen der Schwarzenberger-Hluboka ausschließen), vor österreichischen Gerichten behauptet er, dass die Adoption auf dem tschechischen Gebiet nicht gültig sei. Nur so hat er nämlich wahrscheinlich eine Chance den Streit mit seiner Adoptivschwester zu beenden. Auf die Frage von TYDEN, warum er vor verschiedenen Gerichten unterschiedlich argumentiert, hat jedoch (Schwarzenberg) nicht geantwortet. „Es ist nicht wichtig, wie die Adoption aus rechtlicher Sicht aufgefasst wird, aber primär ist die Tatsache, dass Karl (Schwarzenberg) durch das Testament zum Universalerben bestellt wurde“, sagt dazu der Rechtsanwalt des Ministers Petr Vyroubal. Das österreichische Gericht hat Schwarzenberg in erster Instanz Recht gegeben. Frau Pezold hat aber bereits zweimal Berufung eingelegt und innerhalb von drei Monaten soll das Gericht in Steiermark noch dazu entscheiden, ob ihre Behauptung wahr ist, dass (Schwarzenberg) das erwähnte Testament „absichtlich“ verletzt hat. Wird das Gericht sagen, dass ja, dann droht dem Außenminister zumindest ein Verfahren über den Verlust des Rechtes auf sein Vermögen in Österreich und in Deutschland.

 

Pezold : Karl sollte es tun

 

Ich blicke mir gerne Krumlov an, sagt die schwarzenberg´sche Erbin Elisabeth Pezold. Karl (Schwarzenberg) hat ihrer Meinung nach für die Restitution des Vermögens der Schwarzenberger-Hluboka nicht gesorgt. Er behauptet aber, dass es nicht ging, dass Hluboka und weitere Schlösser nach dem Gesetz unter Restitutionen nicht fallen. Was sollte er Ihrer Ansicht nach tun? Er konnte genau das tun, was ich getan habe. Einfach die Restitution beantragen. Falls er sagt, dass es keinen Sinn hätte, dann ist das seine persönliche Darlegung. Jeder Jurist wird Ihnen sagen, dass man es unterschiedlich sehen kann und erst nach einiger Zeit wird sich zeigen, welche Chancen es tatsächlich gibt. Zu welchem der Schlösser, um welche Sie sich streiten, haben Sie das stärkste emotionale Verhältnis? Vielleicht zu Cesky Krumlov, weil dieses unsere Traditionen darstellt und mein Vater hat mir über dieses viel erzählt. Ich bin immer froh, wenn ich mir das schöne Palais auf dem Berg anschauen kann. Aber es ist schwer über ein emotionales Verhältnis zu sprechen, dieses bildet sich in Kindheit und ich habe die Orte zum erten Mal erst als Erwachsene gesehen. Was hat Ihnen Ihr Vater erzählt? Zum Beispiel über die Bären im Schlossgraben. Ich war überrascht, als ich im Jahr 1979 angekommen bin, runter geschaut habe und die Bären waren dort! Es waren vielleicht Abkömmlinge der Bären, über welche mir mein Vater erzählt hat. Ich sage ihnen „brave junge Bären“ und sie haben angefangen um ein Naschwerk zu betteln. Und ich habe für sie nichts gehabt ... Sie haben auch die tschechische Staatsbürgerschaft. Wo wohnen Sie hier?  In Prag, in Smichov, es ist ein Gebäude aus den 30er Jahren. Wir haben die Wohnung im höchsten Stock, es gibt von dort ein schöner Anblick der Stadt. Sie reisen gerade nach Zimbabwe ab. Was werden Sie dort tun? Im Jahr 1988 haben wir dort eine Farm gekauft. Mein Sohn wirtschaftet dort bereits seit zehn Jahren. Er baut Tabak, Mais, Weizen an, wir haben viel Vieh.

 

(Schwarzenberg): Es ist ein dummer Streit

 

In Kindheit waren wir die besten Freunde, erinnert sich Karel (Schwarzenberg) an Elisabeth Pezold, mit der er heute prozessiert. Welche Erinnerungen haben Sie an Elisabeth Pezold? Ich kenne sie von Kindheit an, wir waren eigentlich die besten Freunde. Dann hat sie geheiratet und das führt die Frau immer in eine andere Richtung. Nach 1989 haben die Pezolds gefordert, dass ich den Staat mit Klage belange und ich habe es abgelehnt, ich habe es für eine völlig kontraproduktive Vorgehensweise gehalten. Was haben sie einander erlebt? Als ihr Vater Krebs gehabt hat, haben wir zwei für ihn abwechselnd gesorgt. Ich habe bis jetzt ihr Foto auf meinem Tisch, es ist für mich immer meine Adoptivschwester. Aber wir sind leider Gottes wegen des dummen Streites aus dem Leim gegangen. Heute wirft sie Ihnen vor, dass Sie das Testament des Menschen verletzt haben, der Sie adoptiert hat. Onkel Heinrich hat im Testament weise geschrieben, dass ich mich um das Vermögen bemühen soll, „falls es möglich sein wird.“ Er hat auch im 20. Jahrhundert gelebt und deshalb hat er es so geschrieben. Warum sind Sie gegen das Gesetz Lex (Schwarzenberg) nie öffentlich aufgetreten? Das soll ich auf dem Wenzelsplatz auftreten? Ich habe immer gesagt, dass es eine Dieberei war. Von außen her sieht es immer anders aus, es ist auch dadurch bedinkt, dass Herr Pezold Rechtsanwalt von Beruf ist. Maler malen gern, Bildhauer bildhauen  und Rechtsanwälte prozessieren. Macht Ihnen mehr Spaß Minister oder Inhaber der Schlösser und Wälder zu sein? Beides macht mir Spaß, aber ich bin ein begeisteter Förster und fühle mich besser auf dem Lande. Aber die Eltern haben mir von Kindheit an eingepaukt, dass unsere Familien deshalb Habschaften gehabt haben, um dem Staat und der Gesellschaft zu dienen. Und als mich nach 1989 Vaclav Havel gebeten hat in der Kanzlei des Präsidenten zu arbeiten, war es für mich selbstverständlich, weil ich zu solchem Dienst erzogen wurde.

 

Schwarzenberg´sche Herrschaft gestern und heute

 

Was dem Schwarzenberg gehört:

Schlösser: 1 Orlik, 2 Cimelice, 3 Drevic, 4 Sedlec bei Kutna Hora, 5 Varvazov, 6 Karlov, 7 Rakovice, 8 Hrabesin. Über zwanzig weitere bewohnte Liegenschaften in Prag, Mittel- und Südböhmen, Wirtschaftsgebäude. 10.000 ha Wald, weiter Felder und Teiche. In der Restitution hat er auch die Burg Zvikov beantragt, aber er hat sie nicht gewonnen. Im Ausland besitzt er Palais Schwarzenberg in Wien, Schlösser Murau (Steiermark) und Scheinfeld (Bayern).

 

Was den Vorfahren von Elisabeth Pezold gehört hat und worüber sie prozessiert?

Schlösser: 1 Hluboka, 2 Cesky Krumlov, 3 Trebon, 4 Postoloprty, 5 Jindrichuv Hradec, 6 Pisek, 7 Cerveny Dvur.

Palais: Schwarzenberg und Salm Palais auf Hradschin, 9 Kloster Zlata Koruna im Bezirk Cesky Krumlov.

Brauereien: in Trebon und Prachatice. 55.000 ha Wald und Grundstücke.

 

Heute besitzt ihre Familie das Schloss Gusterheim in Österreich, ein Haus in Wien und insgesamt über 11.000 ha Wald in Österreich, Schottland und Kanada. Die Pezolds sind Miteigentümer der Großfarmen in Zimbabwe, Tansania und Mosambik.

 

Geschlecht der Schwarzenberger

Ursprung:

Erhebung:

Wappen:

Vermögen:

Zwei Linien:

 

In Orlik herrscht der Sohn des Fürsten